24 Stunden-Rennen von Le Mans 2008

Rockenfeller ist für Le Mans gut gerüstet

- Neun Audi-Piloten kämpfen beim 24h-Rennen um den Sieg -

Le Mans - „Zwei Herzen schlagen in seiner Brust!“ - So oder ähnlich könnte man die Motorsport-Karriere des Audi-Rennfahrers Mike Rockenfeller charakterisieren. Zum einen kämpft der Niederbieberer in der Deutschen Tourenwagen Masters (DTM) gegen Mercedes sowie die Konkurrenz aus dem eigenen Hause um jede Hundertstelsekunde, zum anderen genießt er die schier unerschöpfliche Drehmoment-Power seines Audi R10 TDI in der Sportwagen-Szene. Und dort steht am 14. und 15. Juni der absolute Saison-Höhepunkt im Terminkalender: Die legendären 24 Stunden von Le Mans.

Mit einer Trainingsdistanz von knapp 2.600 Kilometern haben sich die Audi-Piloten auf das Rennen an der Sarthe vorbereitet. Neben den Titelverteidigern Frank Biela / Emanuele Pirro / Marco Werner, die standesgemäß mit der Startnummer 1 ins Rennen gehen, schickt Audi mit der Nummer 2 Rinaldo Capello / Tom Kristensen / Allan McNish sowie mit der Startnummer 3 Mike Rockenfeller, Lucas Luhr aus Koblenz und Lokalmatador Alexandre Prémat zwei weitere Sportwagen in der großen LM-P1-Klasse ins Rennen. Eine teaminterne Hierarchie ist darin aber keineswegs zu sehen, denn alle Piloten verfügen über jede Menge Erfahrung mit dem schnellen Dieselrenner aus Ingolstadt. Besonders Rockenfeller und Prémat kennen sich nicht nur aus ihrer gemeinsamen Zeit in der DTM, sondern auch von den Rennen zur europäischen Le Mans-Serie, wo sie als Team blendend harmonieren und zuletzt mit Platz 2 in Spa-Francorchamps sogar die Tabellenführung erobern konnten.

Doch der offizielle Vortest für das „Rennen des Jahres“ dämpfte die Erwartungen des Audi Sport Team Joest ein wenig. Zunächst sorgten Wetter-Kapriolen im Nordwesten Frankreichs dafür, dass die Aufgabenliste der Piloten kräftig durcheinander gewirbelt wurde. Strahlender Sonnenschein und sommerliche Temperaturen wechselten sich mit heftigem Regen ab, zeitweise berichteten die Fahrer sogar über Hagel auf einigen Abschnitten des 13,629 Kilometer langen Kurses. Als es endlich abtrocknete und die Teams auf profillosen Slicks auf die Bahn gehen konnten, brannte der rivalisierende Peugeot 908 eine Fabelzeit von 3:22,222 Minuten in den Asphalt - satte vier Sekunden schneller als der bestplatzierte Audi, der in 3:26,678 Min. etwa auf dem Niveau der Pole Position-Zeit aus dem Vorjahr fuhr.

Für Mike Rockenfeller ist das aber kein Grund, um jetzt schon aufzustecken. „Wir haben uns bei dem insgesamt achtstündigen Test darauf konzentriert, trotz des wechselhaften Wetters unser Programm abzuspulen. Während die beiden anderen R10 sich auf Reifen- und Aerodynamiktests konzentrierten, sind wir hauptsächlich Long-runs gefahren, um zu sehen, wie sich unser Auto über die Distanz verhält. Natürlich hat uns der Regen verbunden mit den zahlreichen roten Flaggen auf der Strecke stark behindert. Aber das Wetter ist für alle gleich. Mit den Ergebnissen sind wir jedenfalls recht zufrieden, denn es gab den ganzen Tag über nicht ein einziges technisches Problem“, so der 24-jährige Profi-Rennfahrer.

Das bestätigte am Abend auch Audi-Sportchef Dr. Wolfgang Ulrich: „"Es war ein ergiebiger Testtag für uns heute, denn wir konnten uns bei den verschiedensten Bedingungen etwas erarbeiten. So haben wir für das Rennwochenende für alle Verhältnisse bereits eine Basis-Abstimmung. Es war heute nur eine halbe Stunde möglich, wirklich gute Zeiten zu fahren. Dort haben wir gesehen, welches Potenzial die Konkurrenten umsetzen können. Wir haben zur gleichen Zeit wie geplant unsere Programme abgearbeitet." Und Marco Werner, der die 24 Stunden von Le Mans zuletzt dreimal hintereinander gewonnen hat, ergänzte: "Ich glaube, der Blick auf den Zeitenmonitor spiegelt heute noch nicht die wahren Verhältnisse wider. Aber wir haben auf jeden Fall noch eine Menge Arbeit während der Rennwoche vor uns."

HINTERGRUND-INFORMATIONEN:

Das 24 Stunden-Rennen von Le Mans wird bereits seit 1923 ausgetragen und erfreut sich seitdem jedes Jahr einer wachsenden Popularität. Erst im vergangenen Jahr konnte der veranstaltende ACO (Automobile Club de l’Ouest) mit 251.000 Zuschauern einen neuen Besucherrekord vermelden. Das Jahr über kommen auf der französischen Rennstrecke etwa 200 km westlich von Paris verschiedene Kurzstrecken-Varianten zum Einsatz, so zum Beispiel im Herbst bei der DTM der 4,185 km lange Circuit Bugatti. Der knapp 14 km lange Gesamtkurs für den Sportwagen-Marathon an der Sarthe wird dagegen selten genutzt, denn er führt teilweise über öffentliche Landstraßen. Auf der ca. 5 km langen Hunaudières-Geraden wurden früher Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 400 km/h erzielt. 1990 wurden jedoch aus Sicherheitsgründen zwei Schikanen eingebaut, welche den Topspeed der Prototypen auf „nur noch“ 340 km/h sinken ließen. Wer in Le Mans starten darf, entscheidet auch heute noch alleine der ACO. Als autonomer Veranstalter definiert der französische Club selbst die Richtlinien, nach denen sich die Teams und Hersteller für den Klassiker qualifizieren können. Man spricht deshalb auch davon, zu den 24 Stunden von Le Mans „eingeladen“ zu werden.

Heute nur noch im historischen Motorsport angewandt ist der legendäre Le Mans-Start, bei dem die Piloten früher von der gegenüberliegenden Seite der Start-Ziel-Geraden zu ihren Autos sprinten mussten, bevor sie losfahren konnten. Aus Sicherheitsgründen wird bereits seit den 70er-Jahren wie in Indianapolis nach der Einführungsrunde „fliegend“ gestartet. Traditioneller Beginn des Rennens war bis vor wenigen Jahren am Samstag um 16:00 Uhr, seit 2007 gibt die Startampel jedoch bereits um 15:00 Uhr das Feld der 55 Rennteams frei.

Audi fährt mit Bio-Müll

Mit einer Welt-Premiere macht Audi Motorsport bei den diesjährigen 24 Stunden von Le Mans auf sich aufmerksam, denn die drei Audi R10 TDI des Audi Sport Team Joest starten erstmals mit Biokraftstoff der nächsten Generation, der aus pflanzlichen Abfällen hergestellt wird. Seit 2006 setzt Audi bei Sportwagen-Rennen den über 650 PS starken R10 TDI ein, der die berühmten 24 Stunden von Le Mans bereits zweimal gewonnen hat. Von Anfang an kam dabei Shell V-Power Diesel-Rennkraftstoff zum Einsatz, ein besonders leistungsstarker synthetischer Kraftstoff, der in einem Prozess namens Gas-To-Liquids (GTL) aus Erdgas entsteht. Kraftstoffe mit diesem Bestandteil sind bereits heute an der Tankstelle verfügbar.

Beim dritten Einsatz des Audi R10 TDI in Le Mans wird dem Kraftstoff zusätzlich zur bereits bewährten GTL-Komponente erstmals eine kleine Menge Biokraftstoff der nächsten Generation beigemischt: BTL (Biomass-To-Liquids), so die offizielle Bezeichnung, wird aus Bioabfällen gewonnen, die nicht für Nahrungsmittel verwendet werden können, zum Beispiel aus Holzabfällen. BTL verspricht eine Senkung der CO2-Emission im Vergleich zu herkömmlichem Diesel um bis zu 90 Prozent. „Audi hat sich frühzeitig für den Einsatz des Biokraftstoffs der nächsten Generation in Le Mans eingesetzt", erklärt Michael Dick, Vorstand der AUDI AG für Technische Entwicklung. "Das unterstreicht unsere Philosophie, die 24 Stunden von Le Mans als hartes Testfeld für neue Technologien anzusehen, die später für unsere Kunden in der Serie verfügbar sein werden.“

Eintrittspreise und Zeitplan

Tausende von Sportwagen-Fans pilgern jedes Jahr nach Le Mans und genießen als Camper mit Zelt oder Wohnwagen eine ganze Woche lang das besondere Flair des 24 Stunden-Rennens. Nicht nur auf sondern auch neben der Rennstrecke wird eine Menge geboten, so dass hier auch Familien auf ihre Kosten kommen. Und die sind gemessen an den Ticketpreisen der Formel 1 sehr moderat. Eine Karte für die gesamte Woche kostet 62,- Euro (ermäßigt für Schüler/Studenten, etc. 34,- Euro), die Tageskarte am Renn-Sonntag wird für 40,- Euro angeboten. Wer sich nur mit dem Zeittraining am Mittwoch oder Donnerstag zufrieden gibt, ist bereits mit 26,- Euro (ermäßigt 10,- Euro) dabei. Die Tickets gibt es sowohl im Vorverkauf online auf der offiziellen Homepage www.lemans.org als auch an den Tageskassen.

Hier der (vorläufige) Zeitplan:

Montag, 9. Juni 14:30 - 18:00 Uhr Technische Abnahme
Dienstag, 10. Juni 8:30 - to 17:00 Uhr Technische Abnahme (Fortsetzung)
Mittwoch, 11. Juni 19:00 - 21:00 Uhr
22:00 - 24:00 Uhr
1. Zeittraining "24 Stunden von Le Mans" (Teil 1)
1. Zeittraining "24 Stunden von Le Mans" (Teil 2)
Donnerstag, 12. Juni 19:00 - 21.00
22:00 -24:00 Uhr
2. Zeittraining "24 Stunden von Le Mans" (Teil 1)
2. Zeittraining "24 Stunden von Le Mans" (Teil 2)
Freitag, 13. Juni 10:00 - 20:00 Uhr
18:00 - 19:00 Uhr
Pitwalk durch Fahrerlager und Boxen für die Fans
Fahrer-Parade im Stadtzentrum von Le Mans
Samstag, 14. Juni 9:00 - 9:45 Uhr
14.22 Uhr
15:00 Uhr
Warm-up "24 Stunden-Rennen"
Beginn der Startaufstellung
Start "24 Stunden von Le Mans"
Sonntag, 15. Juni 15:00 UhrZielankunft "24 Stunden von Le Mans"

(Text: Farid Wagner / Fotos: Bernhard Schoke)

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