24 Stunden-Rennen von Le Mans 2008

Schiller lebte „im Geiste von Le Mans“

- Siegburger Team überstand schweren Trainingsunfall, fiel aber dennoch im Rennen vorzeitig aus -

Le Mans - Wenn Automobil-Journalisten aus aller Welt und sogar der TV-Sender Eurosport in Le Mans minutenlang nur über das Rennteam Kruse-Schiller-Motorsport berichten, dann muss schon einiges passiert sein bei dem legendären 24 Stunden-Rennen an der Sarthe. Und tatsächlich zeigte die Mannschaft um den Siegburger Unternehmer Leonhard Schiller in Frankreich einen solchen Einsatz, der selbst die übermächtigen Werksteams von Audi und Peugeot vorübergehend in den Schatten stellte.

Was bei dem Sportwagen-Marathon zweimal rund um die Uhr passierte, kann „Hardy“ Schiller am besten selbst erzählen. „Im Zeittraining am Mittwoch kurz vor Mitternacht war unser japanischer Fahrer Hideki Noda bereits auf seiner letzten Runde, als das Auto eingangs der Dunlopschikane die Randsteine berührte, Unterluft bekam und dann kurzerhand abhob. Nachdem sich der Wagen insgesamt 8 Mal überschlagen hatte, kam der Lola-Mazda - oder vielmehr das, was davon noch übrig war - im Kiesbett zum Stillstand, währenddessen regneten noch unzählige weiterhin Trümmerteile vom Himmel. Nach endlos erscheinenden Sekunden fing Hideki dann an, sich zu bewegen und konnte zu unserer großen Erleichterung das Auto aus eigener Kraft verlassen."

Keiner der zahlreichen Sportwagen-Experten hätte erwartet, dieses Auto noch einmal auf der Strecke zu sehen. Doch Schiller und sein Team gaben nicht auf und schafften es tatsächlich, am Samstag pünktlich um 14:30 Uhr in der Startaufstellung zu stehen. „Das Team hat eine unglaubliche Leistung vollbracht. Die Jungs haben das Auto komplett zerlegt, dann wurde das Monocoque repariert und anschließend alles in der Nacht von Freitag auf Samstag von Grund auf wieder neu zusammengebaut. Als dann morgens unser Boxentor aufging, hat die gesamte Haupttribüne applaudiert – ein wirklich sehr emotionaler Augenblick für uns alle!" Entsprechend fielen denn auch die Kommentare der Medien aus. Teams wie KSM seien "im Geiste von Le Mans", so der Sprecher von Eurosport TV während der Übertragung am Samstagabend. Und Radio Le Mans bezeichnete das Team Kruse-Schiller sogar als "Helden des Wochenendes".

Leider blieb der außergewöhnliche Einsatz der Siegburger unbelohnt. Der Mazda mit der Startnummer 44 war bereits bis auf Platz 7 in seiner Klasse nach vorne gefahren, als ein Getriebeschaden nach ca. 12 Stunden das vorzeitige Aus bedeutete. „Jean de Pourtales, der bei einem Unfall den linken Arm verlor, fährt seitdem mit einer Prothese. Da an dieser Prothese das Lenkrad fixiert ist, musste der Franzose die Heckverkleidung mit nur einer Hand entfernen und Reparaturversuche starten. Später funkte er dann mit der Bitte um Unterstützung die Box an, aber es gelang uns nicht mehr, das Auto zum Laufen zu bringen.“

Selbstverständlich lassen sich „Hardy“ Schiller und sein Partner Kai Kruse aus Köln von diesem Ausfall nicht entmutigen. Das Siegburger Team wird auch weiterhin an den Rennen der Le Mans Serie in Europa und den USA teilnehmen. Für die Fans aus dem Rhein-Sieg-Kreis steht am 16. und 17. August sogar ein Heimspiel auf dem Programm. Denn dann werden die spektakulären Sportwagen beim Internationalen 1000km-Rennen auf dem Nürburgring an den Start gehen.
(Text: Farid Wagner / Fotos: Bernhard Schoke)

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